Ein Besuch im Sozialkaufhaus – viel mehr als zweite Wahl
Als ich 2011 das Sozialkaufhaus Lütten Klein das erste Mal betrat, sah ich viele Möbel, Textilien, Geschirr und andere Haushaltsgegenstände, aber auch Schallplatten, CD's und in der hintersten Ecke auch eine lange Reihe an Büchern. Zaghaft fragte ich, ob ich auch ein Stück kaufen dürfte, denn ich befand mich nicht als berechtigt. Frau Bauer sagte, dass alle Rentner einkaufen könnten. Wenn ich mal Garderobe oder andere Dinge abgab, habe ich eine Runde gedreht und Manches gefunden: einen passenden Bilderrahmen oder eine CD oder einen Teller für mein Service. Weihnachten kaufe ich dort gern für die Enkel Bücher ein, weil es eine große Anzahl gut erhaltener und schöner Kinderbücher gibt.
Das Sozialkaufhaus wurde 2008 unter der Leitung von Herrn Retzlaff eröffnet, der nun in seine Rentenzeit gegangen ist. Jeder kennt in all den Jahren Frau Anita Bauer, die für den Verkauf zuständig ist. Die gelernte techn. Zeichnerin startete als „1-Euro-Jobberin", danach bekam sie eine Fördermaßnahme vom Arbeitsamt und ist seit 2011fest angestellt gemeinsam mit den beiden Fahrern, die Möbel abholen und verkaufte Möbel zu den Kunden bringen. In der Zwischenzeit hat sich das Sozialkaufhaus gewandelt. Es kam mehr Fläche dazu, die Gegenstände konnten besser präsentiert werden und die Bücher bekamen einen eigenen Raum. Die gelernte Bibliothekarin Frau Matiske ist für Geschirr, Gläser und die Bücher verantwortlich. Sie hat alles kundig nach Sachgebieten und alphabetisch geordnet. In dieser wunderbaren Bibliothek aus 2.Hand ist alles zu finden: von Abenteuergeschichten über Klassiker, Reisen, Romane aller Art und Kinderbücher bis hin zu Zierpflanzenhandbüchern.
Mit dem Ruhestand von Thomas Ratzlaff wurde 2022 Martin Gippner Teamleiter im Sozialkaufhaus Lütten Klein. Er bringt viel Erfahrung aus zwei Sozialkaufhäusern mit, Dierkow und Tessin. Mit seinen frischen Ideen ist das Sozialkaufhaus noch ansprechender geworden. Im Eingangsbereich gibt es jetzt eine Lese- und Informationsecke. Dazu wird Kaffee angeboten.
Geschirr, Gläser und Deka-Artikel erfreuen das Auge auf Tischen und in Regalen. In Vitrinen lockt schöner Modeschmuck und Vieles mehr. Tische und passende Stühle werden mit Geschirr und Blumen dekoriert. Alles ist sehr übersichtlich, sauber und ordentlich. Natürlich wäre es besser, wenn wir auf solche Einrichtungen verzichten könnten, wenn alle Menschen ein ausreichendes Einkommen hätten. Dennoch ist es gut zu sehen, dass bedürftige Menschen im Sozialkaufhaus nicht wie Menschen 2. Klasse behandelt werden. (Autorin: Merve H. - Lütten Kleiner Blättchen 03.2022)
