Ein Haus voller Leben, Fürsorge und Geschichten
30 Jahre Tagespflege Lütten Klein
30 Jahre Menschlichkeit. 30 Jahre Nähe. 30 Jahre gelebte Würde.
Als 1995 in der Kita „Sonnenkinderhaus“ der Rostocker Stadtmission plötzlich Räume leer standen, weil die Geburtenzahlen zurückgingen und Kinderplätze nicht gebraucht wurden, hätte niemand geahnt, dass hier bald ein Ort entstehen würde, an dem ältere Menschen nicht nur gepflegt, sondern gesehen, gehört und geliebt werden. In einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit wurde mit viel Mut und Tatkraft Neuland betreten und Geschichte geschrieben.
Aus einem Teil der Kita wurde eine „Tagespflege“. Der Gesetzgeber hatte gerade die rechtlichen Grundlagen für Tagespflegen geschaffen. Die Rostocker Stadtmission nutzte die Gelegenheit und eröffnete die erste Tagespflege in Rostock. Im Kindergarten, mitten im Plattenbauviertel Lütten Klein, begann Hannelore Weichel 1995 mit einem kleinen Team das, was heute als Pionierleistung gilt. An ihrer Seite: eine junge Praktikantin – Daniela Albrecht. Niemand ahnte damals, dass genau sie 30 Jahre später die Einrichtung mit Herz, Erfahrung und unerschütterlichem Engagement führen würde.
Ein Haus voller Leben. Täglich öffnet sich seither die Tür für Menschen, die Hilfe brauchen, aber auch Lebensfreude mitbringen. Einer dieser Menschen ist Monika Jahl (78). Seit 15 Jahren besucht sie die Tagespflege: „Ich bin am längsten hier. Nach dem Tod meines Mannes und meiner Kinder war ich allein – hier fand ich wieder Anschluss.“ 45 Jahre lang war sie Telefonistin, lernte nach der Wende den Umgang mit dem Computer. Heute schreibt sie Liedtexte ab, vergrößert sie und bringt damit anderen Gästen Freude. „Auch wenn der Körper nicht mehr so will – der Geist muss bewegt werden“, sagt sie mit einem Lächeln.
Und dann ist da Marie Trottow (88), fast blind, aber voller Dankbarkeit für das, was sie hier erlebt: Zuwendung, ein gutes Wort, vorgelesene Geschichten. Ihr Lieblingsmoment? „Wenn mir jemand vorliest und meine Lieblingsmusik spielt.“ Auch Regine Löper (70), ehemals Krankenschwester, bringt sich seit 2014 ehrenamtlich ein. Nach schwerer Krankheit und frühem Renteneintritt wollte sie nicht zuhause versauern. Heute ist sie die gute Seele der Einrichtung – offen, humorvoll, stark.
"Natürlich war es nicht immer leicht." sagt Daniele Albrecht. "Der Plattenbau hat seine Tücken, enge Räume, niedrige Decken, lange Wege. Doch das Team machte aus jeder Herausforderung das Beste."
Mit der Pandemie kamen Patient:innen, Team und Haus an Ihre Grenzen. Zwei Wochen Schließung bedeuteten Isolation. Zwei Gäste verstarben in dieser Zeit. Die Trauer war groß, aber auch der Zusammenhalt. Daniela Albrecht erinnert sich: „Das war eine der schwersten Zeiten überhaupt. Aber wir haben gespürt, was wir unseren Gästen bedeuten – und was sie uns bedeuten.“
Was vor 30 Jahren mit viel Idealismus begann, ist heute ein unverzichtbarer Teil der Versorgungslandschaft für pflegebedürftige Menschen in Rostock. Die Tagespflege in Lütten Klein, die seit zwei Jahren "middenmang" heißt, lebt vom Miteinander zwischen Team, Gästen, Angehörigen und Ehrenamtlichen. „Fördern statt fordern“ dieses Motto prägt die Arbeit noch heute. Mit Herz, mit Humor, mit Hoffnung. Das zeigt sich auch im Zusammenwirken von Kita und Tagespflege. Die Nähe zur Kita "Sonnenkinderhaus" ist bis heute ein Geschenk. Immer wieder gibt es Begegnungen zwischen Klein und Groß und wenn Kinder singen, leuchten auch die ältesten Augen.
Am 13. August 2025 wird gefeiert. 30 Jahre Tagespflege: Besucher und Besucherinnen, Angehörige und Ehemalige Mitarbeitende kommen zusammen und erinnern sich mit Musik, Rückblicken, einem bunten Programm und vielen Überraschungen an viele wundervolle und herausfordernde Momente.
Information & Kontakt: Tagespflege Lütten Klein, Daniela Albrecht, Helsinkier Str. 40, 18107 Rostock, Tel. 0381 723046
E-Mail & Internet: tp-lk@rostocker-stadtmission.de / www.rostocker-stadtmission.de/tagespflege-luetten-klein