Fachtag FASD und Schule im Rathaus
Erfolgreicher und wichtiger Impuls für Schulen und Politik
Rostock, 20.09.2024
Der heutige FASD-Fachtag, angedockt an die bundesweite Suchtwoche, widmete sich einem entscheidenden Thema: dem Umgang mit Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) in der Schule. Über 100 Fachkräfte, Pädagog:innen und Interessierte aus ganz Mecklenburg-Vorpommern kamen zusammen, um sich über die medizinischen, pädagogischen und gesellschaftlichen Herausforderungen dieser unsichtbaren Behinderung auszutauschen. Der Fachtag beleuchtet eine Problematik, die in den Schulen zunehmend spürbar wird: Kinder mit FASD, deren Hirn und Sinnesorgane bereits pränatal durch Alkoholkonsum geschädigt wurden, kämpfen ihr Leben lang mit schwerwiegenden Folgen.
Die Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Stefanie Drese, sowie Rostocks Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, Steffen Bockhahn, unterstrichen in ihren Grußworten die Bedeutung der Prävention und Aufklärung. „Die Schäden, die durch FASD entstehen, begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Es ist entscheidend, dass wir sowohl im Bildungsbereich als auch in der Gesellschaft verstärkt aufklären und präventiv tätig werden, um künftige Schäden zu vermeiden,“ betonte Drese. Gleichzeitig wies sie auf die zahlreichen Projekte des Landes hin, die von ihrem Ministerium gefördert werden, um betroffenen Familien Unterstützung zu bieten.
FASD ist eine Folge des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft, von dem über 20 % aller Schwangeren betroffen sind. Die durch FASD hervorgerufenen Schäden sind lebenslang und betreffen oft das Gehirn sowie die Sinnesorgane der Betroffenen. Diese Defizite führen zu Verhaltensauffälligkeiten, die das gesamte Schulleben und darüber hinaus prägen. Dabei entstehen nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für Lehrer:innen und Schulpersonal große Herausforderungen, wie Dr. Martin Reinhardt in seinem Vortrag zur medizinischen Grundlage und den schulischen Auswirkungen von FASD erläuterte.
Ein zentraler Aspekt der Tagung ist die Lücke zwischen dem Inklusionsgedanken, der in der UN-Konvention festgeschrieben ist, und der praktischen Umsetzung in den Schulen. „Die Anforderungen an Lehrer:innen und Pädagog:innen, Kinder mit FASD zu unterstützen, stehen oft in starkem Gegensatz zur Realität des Schulalltags“, so Annette Gottwald in ihrem Vortrag zur Inklusion. Es sei notwendig, die Strukturen so zu verändern, dass Kinder mit FASD eng begleitet und ihren individuellen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden können.
Im Rahmen von Workshops konnten die Teilnehmenden praktische Einblicke in den Alltag mit FASD gewinnen. Besonders eindrucksvoll war der Beitrag von Käte Wischeropp, Pflegemutter und Leiterin einer FASD-Selbsthilfegruppe, die gemeinsam mit ihrem Sohn über die Herausforderungen berichtete, die das Leben mit FASD – insbesondere im schulischen Kontext – mit sich bringt. Der Workshop zeigte eindrücklich, wie wichtig eine FASD-gerechte Pädagogik für den Erfolg der betroffenen Kinder ist.
Die Tagung verdeutlicht, dass FASD nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches Thema ist, das weitreichende Auswirkungen auf das Familienleben, den Schulalltag und das Berufsleben hat. „Wir müssen nicht nur das Verständnis für diese unsichtbare Behinderung stärken, sondern auch die Mütter, die oft mit Stigmatisierung zu kämpfen haben, entlasten und unterstützen,“ erklärte Cornelia Kirsten, die die FASD-Beratungsstelle in Mecklenburg-Vorpommern koordiniert – eine einzigartige Einrichtung im Land.
Der heutige Fachtag setzt ein starkes Zeichen für die notwendige Sensibilisierung und die Forderung nach strukturellen Veränderungen in der Schule und der Gesellschaft. Denn nur durch gezielte Aufklärung, Prävention und die Schaffung von FASD-gerechten Rahmenbedingungen können die betroffenen Kinder bestmöglich gefördert werden.
Die FASD-Beratungsstelle ist eine Initiative von Diakonie Rostocker Stadtmission e.V. und wird gefördert durch Aktion Mensch.
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Diakonie Rostocker Stadtmission e.V.
FASD Beratung für Rostock und MV
Bergstraße 10, 18057 Rostock
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Mobil: 0151 2242 0953