Reriker Schule: 6618 Euro für Hospizdienst

Rerik/ Neubukow/ Kühlungsborn. Wer sozusagen noch ein halbes Krankenhaus mit in den Urlaub nehmen müsse, weil ein schwerstkrankes Kind zur Familie gehöre, benötige dafür natürlich viel Geld. Auch für die Gestaltung der Beisetzung eines Kindes, wo die jüngeren Geschwister eine besondere Möglichkeit haben sollen, Abschied zu nehmen, würden die Kosten anders aussehen, „als die, die wir sonst für Beerdigungen kennen“, erklärt Birgit Kobert, wofür ein Teil der 6618,10 Euro verwendet werden soll, die sie an diesem Freitagvormittag von Schülerinnen und Schülern der Freien Schule Rerik übergeben bekommt. Sie ist die Koordinatorin des ökumenischen ambulanten Kinderhospiz- und Familienbegleitdienstes Oskar.
Die 5. bis 12. Klassen hatten „auf den letzten Metern des Schuljahres“, wie Schulleiterin Marika Kahle sagt, einen Sozialen Tag eingelegt: „Alle haben sich in irgendeiner Art und Weise eingebracht und nun können wir heute diesen Scheck übergeben.“ Dazu gibt es ein von Schülern selbst getöpfertes Segelboot voller Geldscheine. Trotz der sommerlichen Hitze bekommt Birgit Kobert Gänsehaut, wie sie sagt, und sie begründet das so: „Dass ihr für uns unterwegs ward und den Namen Kinderhospizdienst in den Mund genommen habt, finde sich so was von toll – weil das viele Erwachsene nicht können, sie haben Angst vor diesem Thema. Aber ihr habt euch damit beschäftigt. Ich danke euch ganz herzlich!“
Mithilfe der Spenden könne nun eine Familie mit ihrem schwerst kranken Kind in Graal-Müritz Urlaub machen und eine andere die Beerdigungskosten begleichen, sagt die Hospizdienstmitarbeiterin aus Rostock und ergänzt, dass sie durch diese Aktion viele Menschen kennengelernt hätte, die Interesse an der ehrenamtlichen Hospiz- und Trauerarbeit zeigten. Und der OZ teilt sie am Rande noch mit, dass im September die bereits in Kühlungsborn existierende Außenstelle von „Oskar“ offiziell als Büro eröffnet werden soll: „Ich brauche noch ein paar Ehrenamtler, damit wir die ganze Region Kühlungsborn und Rerik betreuen können. Derzeit kümmern wir uns bei Kindern um 30 Familien in MV.“
Schulleiterin Marika Kahle hofft, mit „Oskar“ in Kontakt bleiben zu können, und dankt insbesondere dem Vater Michael Mundt, der in dieser Aktion mit besonderem Engagement vorangeschritten sei. Der Neubukower Unternehmer hatte seinen vierzehnjährigen Sohn Lewin zum Sozialen Tag der Reriker Schule bei einer 100,5 Kilometer-Benefiz-Radtour unterstützt, die die beiden von der Schliemannstadt nach Kröpelin, Bad Doberan, Rostock-Warnemünde, Heiligendamm, Kühlungsborn, Rerik und wieder zurückgeführt hatte.
Durch sponsernde Firmen und zahlreiche Privatspenden, die durch begleitende Facebook-Einträge zustande kamen, stehen unterm Strich der besonderen Radtour 2360 Euro.
Michael Mundt denkt nun darüber nach, so eine kleine Benefiztour auch im nächsten Jahr zu starten – mit all denen, die sich diesmal schon der Fahrt anschließen wollten: „Unabhängig von der Schule und nicht als Ersatz für die Hansetour – eben nur für ein paar Leute, die Lust haben, was Gutes zu tun.“
Auch Marika Kahle und ihr Kollegium scheinen auf den Geschmack gekommen zu sein: „Wir wollen den Sozialen Tag zur Tradition werden lassen. Ich hoffe, Ihr seht das genauso“, sagt sie zur versammelten Schulgemeinschaft. Die Leiterin des Projekts „Sozialer Tag“ – Stephanie Riedel – hatte schon zuvor der OZ begeistert berichtet, wie durchweg alle 152 Schülerinnen und Schüler der Freien Schule Rerik sich prompt für diese Aktion ausgesprochen hatten: „Alle haben gesagt, wir wollen in dieser bescheidenen Zeit wirklich was Tolles tun und unterstützen.“ Sie gingen dafür dann auf unterschiedlich lange Jogging-Pisten und bekamen Geld pro Runde, halfen gegen eine Spende bei Nachbarn und Großeltern aus, unterstützten Arbeiten im Pferdestall und auf dem Zeltplatz, spendeten ihre DLRG-Aufwandsentschädigungen oder beteiligten sich am extra aufgelegten digitalen Flohmarkt.
„Ich bin mit einem Hund aus der Nachbarschaft Gassi gegangen und habe Rasen gemäht – ich bekam dafür zusammen 60 Euro“, erzählt Marie Sophie Lämmer der OZ über ihre Aktivitäten am Sozialen Tag, dem 11. Juni. Und die 15-Jährige nennt die ganze Aktion „definitiv gut“: „Weil alles an das Kinderhospiz geht, über das uns eine Frau (das war Birgit Kobert, d. A.) vorher alles erklärt hat.“